Angebot im:Sommersemester 2011
Studiengang:BA
Modul:B 12 - Wahllehrveranstaltungen
Kurseinheit:Wirtschaftsethik
Semester:6.
Lehrsprache:deutsch
Semesterwochenstunden:2
vorgesehene Gruppengröße:20
Kontaktzeit (Stunden):24
Selbstudium (Stunden): 
Leistungspunkte (ECTS):3
Dozent/in:Dr. Ulrich Sassenbach

Kurzbeschreibung der Veranstaltung

Wirtschaftsethik – Business & Ethics, Markt und Moral, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsbürgerrechte

Lernziel:

Die Studierenden sollen als potenzielle Fach- und Führungskräfte lernen, „fragwürdige“, in Hinblick auf ihre ethische Relevanz und ihre moralischen Folgen klärungsbedürftige wirtschaftliche Sachverhalte zu erkennen und zu analysieren. Darüber hinaus sollen Bewertungen und ggf. auch Vorschläge zur Veränderung erarbeitet und vertreten werden. Weiteres Lernziel einer „übergreifenden Qualifikation“ ist selbstverständlich die Entwicklung interdisziplinären Denkens. Hierzu wird die Bearbeitung wirtschaftsethischer Fragestellungen möglichst eng mit spezifischen Themen des Fachbereichs verbunden werden.

Inhalte:

Im Zentrum dieser fachübergreifenden Veranstaltung wird die wirtschafts- und unternehmensethische Bearbeitung von Sachverhalten aus Betrieb und Unternehmen, von Problemen der Mikro- und der Makroökonomie sowie der wirtschaftsrechtlichen Rahmenbedingungen stehen.

Die zu bearbeitenden Themen sollen dabei in engem Zusammenhang zu potenziellen Aufgabenstellungen und Problemen aus der künftigen beruflichen Sphäre der Studierenden des Fachbereichs stehen. Selbstverständlich ist dafür auch eine Einführung in Begriffe und Fragestellungen der Wirtschafts- und Unternehmensethik sowie der Rechtsphilosophie erforderlich. Dies soll allerdings nicht auf „fachphilosophische“ Weise geschehen, sondern parallel zu und eng orientiert an den aufgeworfenen Fragestellungen.

Die folgende Auflistung wirtschaftsethischer Frage- und Problemstellungen bietet eine Auswahl für die Gruppenarbeiten an, deren Ergebnisse im Plenum jeweils über 60 bis 90 Minuten präsentiert und ausführlich diskutiert werden. Voraussichtlich werden vier bis fünf Gruppen je ein Thema bearbeiten und am dritten bis fünften Präsenztermin präsentieren. Natürlich können auch Themenvorschläge aus dem Teilnehmerkreis eingebracht werden.

  1. Themenbereich: Volkswirtschaft, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsrecht
    1. Preisabsprachen, Kartellbildung und Monopole stehen im Widerspruch zum freien Wettbewerb. Was hat das mit Recht und Moral zu tun?
    2. Ist es zu rechtfertigen, dass die Allgemeinheit über eine höhere Staatsverschuldung, Steuererhöhungen und die Kürzung staatlicher Leistungen für die aktuellen Bilanzrisiken der Kreditwirtschaft aufkommt?
    3. Welche Maßstäbe eignen sich für die Bewertung eines Fonds als nachhaltige bzw. ethische Geldanlage?
    4. Eine schwierige makroökonomische Diskussion: Geldwertstabilität vs. Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Welche Rolle können hierbei ethische Maßstäbe spielen?
    5. Woran sollen sich Tarifabschlüsse orientieren? Gesucht wird nach ethischen und makroökonomischen Maßstäben im Wirrwarr aus interessengeleiteten Behauptungen und politischem Lobbyismus.
    6. Chancen und Risiken, Gewinner und Verlierer in der sog. Globalisierung von Märkten und volkswirtschaftlichen Wechselwirkungen – ist eine Abschottung von Märkten zu rechtfertigen?
    7. Ein Problem der Generationengerechtigkeit: Wie weit ist eine Staatsverschuldung „zu Lasten der kommenden Generationen“ zu rechtfertigen? Was hat es überhaupt mit diesen „Lasten“ auf sich?
    8. Ist eine Verlagerung der sog. negativen externen Kosten bei der Energieerzeugung auf die Allgemeinheit gerechtfertigt?
    9. Welche Maßstäbe könnten angelegt werden, um unterschiedlich entwickelte und betroffene Staaten auf das im Dezember 2009 in Kopenhagen proklamierte Klimaziel der UN und damit auf Veränderungen ihrer wirtschaftlichen Entwicklungsstrategien zu verpflichten?
  2. Themenbereich: Allgemeine Unternehmensführung und Management
    1. Was können wir aus den ersten Erfahrungen mit den UN-“Principles for Responsible Management Education (PRME)“ für die Ausbildung von Fach- und Führungskräften lernen?
    2. Am 22.06.2010 hat das Nationale Corporate Social Responsibility-Forum der Bundesregierung seinen Empfehlungsbericht vorgelegt. – Manche sehen hier v.a. ein marketinggetriebenes Modethema, andere potenzielle Bausteine für einen sinnvollen unternehmerischen Ordnungsrahmen.
    3. Milton Friedman: „The social responsibility of business is to increase its profits.“ – Right or wrong?
    4. Welche Gründe sprechen für die Mitgliedschaft eines Unternehmens im UN Global Compact?
    5. Analyse und Bewertung der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen.
    6. Analyse und Bewertung des Deutschen Corporate Governance Kodex.
    7. Das Konzept der sog. Tripple-Bottom-Line wird als ein nachhaltiges Wertschöpfungskonzept diskutiert. Aber ist so ein Konzept unter den Bedingungen globalen Wettbewerbs auch umsetz- und durchhaltbar?
    8. Kann die Entlassung von Mitarbeitern zur Erhöhung der Eigenkapitalrendite gerechtfertigt werden?
    9. Hohe Qualität der Waren oder Dienstleistungen – ein moralischer Anspruch der Kunden?
  3. Themenbereich: Gesundheits- und Sozialwirtschaft
    1. Die meisten Menschen betrachten Gesundheit als eines der höchsten Güter. Woran muss sich eine Rationierung der Krankenversorgung messen lassen?
    2. Sollte ein kommunales Krankenhaus der Maximalversorgung in wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch Steuergelder zusätzlich gestützt werden oder wäre eine Privatisierung vorzuziehen?
    3. Die Nutzung der Präimplantationsdiagnostik ist politisch hoch umstritten. Eignet sich Ihrer Meinung nach die PID als ein Geschäftsfeld im Gesundheitsbereich?
    4. Stehen Gerechtigkeit und Freiheit beim Arbeitslosengeld II in einem angemessenen Verhältnis? Was ist hierbei vom Grundsatz des „Förderns und Forderns“ zu halten?
    5. Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens – was spricht dafür, was dagegen?
  4. Themenbereich: Sportmanagement
    1. Fairer Wettbewerb bei Freigabe des Dopings? Lässt sich ein Dopingverbot ethisch begründen? Falls ja, wie?
    2. Wettbewerb im Mannschaftssport um Stammplätze, Einsatzzeiten, Einfluss in der Mann-schaft, Werbeverträge usw. Wie kann man da als Trainer überhaupt noch Kooperation und „Mannschaftsgeist“ gewährleisten?
    3. Wie sind aus wirtschaftsethischer Sicht die Standards der Fair Labor Association für Sportartikelhersteller zu bewerten?
  5. Themenbereich: Logistik und E-Business
    1. Ist eine Verlagerung der sog. negativen externen Kosten im Güterverkehr auf die Allgemeinheit gerechtfertigt?
    2. Arbeitsschutz im Güterfernverkehr auf der Straße – weitere Einschränkungen der Freiheit des Wettbewerbs auf der Straße um den Preis, dass die Transportkosten immer mehr zunehmen?
    3. Lassen sich bei der Frage der Privatisierung der Bahn wirtschaftsethische Maßstäbe anlegen?
    4. Wie lässt sich eigentlich Vertrauen und Reputation als Lieferant im Internet-Handel aufbauen?
    5. Untersuchung der aktuellen Diskussion um die sog. „Supply-Chain-Integrity“ – wie lässt sich die Integrität eines Herstellers über die gesamte Wertschöpfungskette sicherstellen?
    6. Sollte jedes Kind weltweit durch Entwicklungshilfeeinrichtungen mit einem einfachen Laptop ausgestattet werden? Manche Stimmen nennen so etwas „Kulturimperialismus“, andere sprechen von einer „notwendigen Teilhabe an der globalen Informationsgesellschaft“. Welche kulturellen und wirtschaftsethischen Argumente lassen sich hier pro und contra anführen?
    7. „From Dallas with Love – The Legend of Southwest Airlines”. Die erste große Low-Cost-Airline ist bekannt für ihre Mitarbeiter- und Kundenorientierung. Jeder soll sich das Fliegen leisten können. Kann das auf Dauer ein tragfähiges Geschäftsmodell sei?
    8. Was leistet aktuelle Corporate-Responsibility-Software zur Steuerung und Dokumentierung von Geschäftsprozessen und Lieferketten?
    9. Internetökonomie und Ethik - Welche Fragen zur informationellen Grundversorgung wirft das Problem des sog. Digital Divide auf? Welche Handlungsoptionen sehen Sie auf (über)staatlicher Seite oder in der Internet-Community selbst, um die bestehende Lern- und Innovationskluft zu verhindern bzw. zu minimieren?

Methode:

Dozentenvorträge, Gruppenarbeiten an ausgewählten Fragestellungen, Präsentationen der Arbeitsergebnisse im Plenum, strukturierte Plenumsdiskussionen.

Vermittelte Schlüsselqualifikationen:

Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktfähigkeit, Analysefähigkeit, abstraktes und vernetztes Denken, Entwicklung von Kompetenzen zur Nutzung von Kreativitäts- und Präsentationstechniken.

Bewertung:

Prüfungsanmeldung: 
bis Ende 1. Halbsemester: 
bis Ende 2. Halbsemester: 
individuelle Anmeldung bis:_________ (Datum)

Die Studienleistung bzw. Prüfungsleistung (Diplom bzw. B 12) wird im Rahmen einer Gruppenpräsentation erbracht. Für die Anmeldungen gelten die Regularien des Prüfungsamtes des Fachbereichs.

Literatur:

Für eine allgemeine Einführung in die Wirtschafts- und Unternehmensethik eignen sich u.a. folgende Veröffentlichungen, die allerdings unterschiedliche thematische Schwerpunkte haben:

  • Dietzfelbinger, Daniel: Aller Anfang ist leicht. Unternehmens- und Wirtschaftsethik für die Praxis, München 2004, Herbert Utz Verlag, 4. Auflage, 281 Seiten, 20 Euro.
  • Göbel, Elisabeth: Unternehmensethik. Grundlagen und praktische Umsetzung, Stuttgart 2006, Lucius & Lucius UTB 2797, 315 Seiten, 19,90 Euro.
  • Weber-Berg, Christoph. A.: Mehrwert Ethik. Added Values in Wirtschaft und Management, Zürich 2007, Versus Verlag, 197 Seiten, 24, 80 Euro.
  • Weisbach, Christian-Rainer/ Sonne-Neubacher, Petra: Unternehmensethik in der Praxis. Vorgaben und Richtlinien sinnvoll und zielführend umsetzen, München 2009, Beck-Wirtschaftsberater im dtv, 214 Seiten, 14,90 Euro.

Literaturangaben zur Einführung in die wichtigsten deutschsprachigen Ausprägungen der Wirtschaftsethik finden sich im Skript zu dieser Veranstaltung.


letzte Änderung der Seite: May 22, 2011

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