Kursübersicht "Wirtschaftskriminalität aufdecken und vorbeugen"

Lehrende(r) der Kurseinheit:

Prof. Dr. Mathias Graumann


Die Veranstaltung wird planmäßig in jedem Wintersemester angeboten.

Lernergebnisse/Kompetenzen

Im Jahr 2014 wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) insgesamt insgesamt 63.194 Fälle der Wirtschaftskriminalität registriert. Die daraus resultierende Gesamtschadenssumme belief sich auf 4,645 Mrd. Euro. Die Höhe der registrierten Schäden unterstreicht die erheblichen Auswirkungen der Wirtschaftskriminalität. Delikte der Wirtschaftskriminalität verursachten über die Hälfte des in der PKS ausgewiesenen Gesamtschadens in Höhe von rund 8,6 Mrd. Euro.

Das LG München I hat mit Urteil vom 10. Dezember 2013 entschieden (5 HK O 1387/10, sog. „Siemens-Entscheidung“), dass im Rahmen seiner Legalitätspflicht ein Vorstandsmitglied dafür Sorge zu tragen hat, das Unternehmen so zu organisieren und beaufsichtigen, dass keine Gesetzesverstöße erfolgen. Seiner Organisationspflicht genügt ein Vorstandsmitglied bei entsprechender Gefährdungslage nur dann, wenn er eine auf Schadensprävention und Risikokontrolle angelegte Compliance-Organisation einrichtet. Das heißt, es trägt die Verantwortung für organisatorische Vorkehrungen, die Rechtsverstöße auch durch nachgeordnete Mitarbeiter mit hinreichender Sicherheit verhindern (sog. „Compliance-Verantwortung“).

Die Studierenden werden mittels eigenständiger Analyse und Präsentation prominenter Fälle von Wirtschaftskriminalität mit deren Abläufen und Muster vertraut gemacht. Sie wissen um Volumen und typische Ausprägungsformen wirtschaftskrimineller Handlungen sowie um diesbezügliche aktuelle Entwicklungen. Neben der Verbreiterung ihres Erkenntnisstands werden sie auch im Umgang und in der Sichtung von Quellen und in Präsentationstechnik trainiert.

Den Studierenden sind die aus Unternehmenssicht für Wirtschaftskriminalität besonders anfälligen Bereiche vertraut. Sie wissen um typische Indizien und Faktoren, die das Auftreten krimineller Handlungen begünstigen. Hierzu zählen insbesondere krisenhafte Entwicklungen und die praktizierte Unternehmenskultur. Sie sind über typische Täterprofile und Motive von Wirtschaftsstraftätern orientiert.

Die Studierenden beherrschen wesentliche Elemente eines funktionsfähigen Compliance Management-Systems. Sie sind über Ausgestaltung und Implementierung verbreiteter Maßnahmen wie Verhaltenskodices, Anti-Fraud-Trainings oder Whistleblowing-Systeme i.S. einer good practice orientiert. Sie gewinnen ein Verständnis über die Einbettung eines Compliance Management-Systems in ein unternehmensweites Internes Überwachungssystem. Sie wissen um die Ausgestaltung bedeutender Überwachungselemente wie organisatorische Maßnahmen der Formen der IT-Unterlegung von Massentransaktionen. In integrierender Würdigung werden die Studierenden schließlich mit den Grundsätzen ordnungsmäßiger Geschäftsführung i.S. einer praxisnahen Auslegung einschlägiger gesetzlicher und außergesetzlicher Normen vertraut gemacht.

Inhalte

Wirtschaftskriminalität – Die empirische Evidenz. Volumen, Formen und deren Entwicklung. Prominente Fälle von Wirtschaftskriminalität. Versuch einer Identifikation typischer Abläufe.

Erkenntnisgewinne aus der Kriminologie. Ursachen und Indizien für fraudulentes Handeln. Typische Profile und Motive von Wirtschaftsstraftätern. Einschätzung der Risikobehaftung von Unternehmen für fraudulentes Handeln. Konzepte des „Fraud Triangle“ und „Fraud Diamond“ und hieraus zu ziehende praktische Konsequenzen.

Compliance Management-Systeme i.S.d. IDW PS 980 und wirksame Ausprägung von deren Elementen: Compliance-Kultur, Compliance-Ziele, Compliance-Risiken, Compliance-Programm, Compliance-Organisation, Compliance-Kommunikation.

Funktionsweise typischer compliance-relevanter Maßnahmen wie z.B. Funktionstrennungen, Berechtigungskonzepte, Genehmigungsverfahren, Gegenkontrollen und Rotationen. Der compliance-relevante Einsatz der IT bei der Abwicklung von Massentransaktionen, insbesondere Einkauf und Absatz.

Einbettung der Thematik in übergeordnete Ebenen: Compliance als Grundsatz ordnungsmäßiger Geschäftsführung. Überblick über bedeutende unentziehbare Vorstandspflichten gemäß „Leitgesetz AktG“. Überblick über den Deutschen Corporate Governance Kodex.

Lehrformen

Seminaristischer Unterricht mit zahlreichen Fallstudien. Präsentationen der Teilnehmer, Plenumsdiskussion. Gruppenarbeiten. Selbstständiges Dokumenten- und Literaturstudium.

Teilnahmevoraussetzungen

Formale: Eingeschriebene(r) Studierende(r) am Fachbereich WiSo des RheinAhrCampus für den Bachelor-Studiengang.

Inhaltliche: Module „Externe Rechnungslegung (B 15) im 1. Semester, „Recht II Teil A / Gesellschaftsrecht“ (B 24.1) im 2. Semester. Vorherige Belegung der Veranstaltung „Wirtschaftliches Prüfungswesen“ in Modul B 51 wird empfohlen.

Prüfungsformen

Gruppenpräsentation eines prominenten Fraud-Falles nach freier Wahl zu (1) Rahmenbedingungen (Umfeld, Geschäftsmodell, wirtschaftliche Entwicklung), (2) Auslöser, Motiven und Durchführung, (3) Aufdeckung, Schaden und Konsequenzen, (4) Würdigung und Schlussfolgerungen zu Möglichkeiten der künftigen Prävention in der Veranstaltung (30-45 Min., 1/3 der für diese Kurseinheit zu vergebenden Punkte).

Gruppenhausarbeit entsprechend der in der ersten Veranstaltung vorliegenden Themenliste mit Abgabe am Schluss der Veranstaltung (25-30 Seiten, 2/3 der für diese Kurseinheit zu vergebenden Punkte). Abgabe der Hausarbeiten bis Fr., 29.1.2016, 12.00 Uhr sowohl in gebundener Form im Dekanatssekretariat (Raum A207) als auch in digitaler Form nur als pdf-Datei per E-Mail an die Adresse graumann@rheinahrcampus.de.

Es werden Dreiergruppen gebildet. Die Gruppenbildung kann durch die Studierenden selbst erfolgen. Andernfalls erfolgt die Gruppenbildung durch den Dozenten nach dem Zufallsprinzip.

Eine Anleitung zur Erstellung von Hausarbeiten finden Sie unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/politik/aktuelles/gestaltung_arbeiten.pdf.

Prüfungsanmeldung: 
bis Ende 1. Halbsemester: 
bis Ende 2. Halbsemester:X
individuelle Anmeldung bis:_________ (Datum)

Bewertung

Voraussetzung für die Vergabe von ECTS-Punkten ist das Bestehen der Prüfungsleistung für das Gesamtmodul. Die Prüfungsleistung für diese Kurseinheit geht zu einem Fünftel in die Prüfungsleistung für das Gesamtmodul ein.

Literaturhinweise

Frei verfügbare Quellen, deren Durcharbeitung und Präsentation in der ersten Veranstaltung auf die Gruppen aufgeteilt wird:

Weiterführende Literatur:

  • Amend, A.: Prävention von Wirtschaftskriminalität in Unternehmen, Hamburg 2009
  • Behringer, S.: Compliance kompakt: Best Practice im Compliance-Management, 3. Aufl., Berlin 2013
  • Graeff, P.; Schröder, K.; Wolf, S. (Hrsg.): Der Korruptionsfall Siemens: Analysen und praxisnahe Folgerungen des wissenschaftlichen Arbeitskreises von Transparency International Deutschland, Baden-Baden 2009
  • Hlavica, C.; Klapproth, U.; Hülsberg, F.: (Hrsg.): Tax Fraud & Forensic Accounting: Umgang mit Wirtschaftskriminalität, Wiesbaden 2011
  • Hofmann, S.: Handbuch Anti-Fraud-Management, Bilanzbetrug erkennen – vorbeugen - bekämpfen, Berlin 2008
  • Nimwegen, S.: Vermeidung und Aufdeckung von Fraud, Lohmar 2009
  • KPMG (Hrsg.): Das wirksame Compliance-Management-System, Herne 2014
  • Moosmayer, K.: Compliance: Praxisleitfaden für Unternehmen, 2. Aufl., München 2012
  • Odenthal, R.: Korruption und Mitarbeiterkriminalität: Wirtschaftskriminalität vorbeugen, erkennen und aufdecken, 2. Aufl., Wiesbaden 2009
  • Röhrich, R.: Methoden der Korruptionsbekämpfung: Risiken erkennen, Schäden vermeiden, Berlin 2008
  • Wieland, J.; Steinmeyer, R.; Grüninger, S. (Hrsg.): Handbuch Compliance-Management - Konzeptionelle Grundlagen, praktische Erfolgsfaktoren, globale Herausforderungen, Berlin 2010.

letzte Änderung der Seite: April 26, 2016

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