Inhalt

  1. Ziel des Leitfadens
  2. Relevanz der Thesis
  3. wissenschaftliches Arbeiten
  4. Finden einer Fragestellung
  5. Praxis- vs. "Theoriearbeiten"
  6. Erstellen einer Gliederung
  7. Zusammenfassungen
  8. Richtig zitieren
  9. Beliebte Fehler
  10. Plagiate
  11. Software
  12. Weiterführende Literatur
  13. relevante Lehrveranstaltungen

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wissenschaftliches Arbeiten

(:toc Unterthemen:)

Worin besteht "wissenschaftliches Arbeiten"?

Wahrscheinlich streben Sie keine Karriere in der Wissenschaft an. Sie möchten Ihr Studium möglichst praxisnah gestalten, auf überflüssigen Theorieballast verzichten und Ihr Geld im mittleren (und vielleicht später einmal oberen) Management eines Unternehmens verdienen oder sich selbständig machen.

Warum werden Sie dann in Ihrem Studium mit "wissenschaftlichem Arbeiten" gequält? Sie wollen niemals Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift schreiben und nach der Abschlussarbeit haben Sie vermutlich keine akademischen Ambitionen mehr.

Was soll das Ganze dann? - Eine berechtigte Frage!

Aus irgendwelchen Gründen hat sich der Begriff "wissenschaftliches Arbeiten" eingebürgert. Eigentlich ist er irreführend. Man könnte den Begriff "wissenschaftlich" etwas grob vielleicht so übersetzen:

  • strukturiert
  • methodisch,
  • gründlich,
  • nachvollziehbar und
  • ergebnisoffen

Wenn diese Eigenschaften den Kern wissenschaftliches Arbeiten ausmachen, wird der Teil Ihres Berufslebens, der nicht im Abwickeln des Tagesgeschäfts besteht, zu einem großen Teil aus wissenschaftlichem Arbeiten bestehen.

Versuchen Sie sich vorzustellen, wie das Gegenteil von wissenschaftlichem Arbeiten aussehen würde, d.h. eine Arbeit, die unsystematisch hingepfuscht ist, bei der nicht klar ist, wie die Schlussfolgerungen zustande kommen und bei der schon vorher feststand, was rauskommen soll. Wenn ihr Arbeitsergebnis so aussieht, wird die Karriereleiter für Sie wahrscheinlich leider relativ kurz sein, weil Sie damit nicht durchkommen werden.

Wo benötigen Sie die Technik wissenschaftlichen Arbeitens?

Wenn Sie eine Lehre gemacht haben oder nebenbei einen Job haben, lernen Sie meist nur das Tagesgeschäft eines Unternehmens kennen. Das "Tagesgeschäft" heißt so, weil die gleichen Vorgänge immer wieder durchzuführen sind. Intellektuell ist das meist keine große Herausforderung. Es ist klar, was zu tun ist – und nun soll es getan werden.

Vielleicht ist gerade der Grund, dass Sie sich dabei unterfordert gefühlt haben, ausschlaggebend für Ihre Studienentscheidung gewesen.

Im Tagesgeschäft werden Sie relativ wenig Bedarf an wissenschaftlichem Arbeiten finden. Das bedeutet, dass Sie selbst vielleicht noch nie selbst in einer Situation gestanden haben, in der diese Technik Sinn macht. Wenn Sie daher das Lernen wissenschaftlichen Arbeitens für verzichtbar halten, so haben Sie wahrscheinlich Recht - so lange Sie auf den ganz unteren Sprossen der Karriereleiter stehen. Ihr Studium macht aber nur Sinn, wenn es Sie ein paar Sprossen weiter nach oben bringt – und da werden Sie diese Technik brauchen.

Interne Entscheidungsgrundlagen schaffen

Was Sie in den Arbeiten, die Sie während Ihres Studiums schreiben, üben sollen, gehört in das langfristige, strategische Geschäft eines Unternehmens. Es geht also um Entscheidungen, die typischerweise in den oberen Ebenen einer Unternehmenshierarchie getroffen werden – also um die Posten, auf denen Sie vielleicht in 10 Jahren sitzen wollen.

Am Anfang Ihrer Karriere werden Sie solche Entscheidungen natürlich nicht treffen. Sie sollten aber versuchen, an solchen Entscheidungen mitzuwirken. Das tun Sie, sobald Sie den Entscheidungsträgern zuarbeiten. Im Regelfall ist die Zeit der Entscheidungsträger zu knapp, um alle notwendigen Informationen und das notwendige Hintergrundwissen selbst zusammenzutragen. Diese Aufgabe wird dann delegiert. Hoffentlich an Sie. Stellen Sie sich Ihre Arbeit also als schriftliche Grundlage vor, auf der die Unternehmensleitung eine Entscheidung treffen will.

Externe Informationen bewerten

In Ihrem Berufsleben werden Sie mit Informationen von Leuten, die etwas von Ihnen wollen, bombardiert. Sie werden also selbst auch Adressat von entscheidungsunterstützenden Texten sein. Am Anfang vielleicht nicht Sie selbst, sondern Ihr Chef. Der hat aber genug zu tun und legt Ihnen die Informationen hin und bittet Sie um eine Stellungnahme.

Die Chancen, dass diese Texte "gefärbt" sind, ist groß, denn bei den meisten Entscheidungen geht es um viel Geld. Sie können also nicht davon ausgehen, dass die Informationen, die Sie erhalten, neutral sind. Im Regelfall hat der Verfasser ein Interesse, dass Sie die Dinge auf eine bestimmte Weise sehen und versucht, Sie zu manipulieren. Wenn ein Unternehmen Investoren sucht, können Sie nicht damit rechnen, dass das Unternehmen die Risiken des Geschäftsmodells an die große Glocke hängen wird. Alles wird eher "toll", "erfolgreich" … sein.

Wenn Sie in dieser Situation keine Ahnung haben, wie man die zur Diskussion stehende Entscheidung "wissenschaftlich" (d.h. strukturiert, methodisch, gründlich, nachvollziehbar und ergebnisoffen) angeht, sind die Chancen groß, dass Sie jemandem, der Sie manipulieren will, auf den Leim gehen. Wenn das passiert, wird Ihr Unternehmen dabei wahrscheinlich Geld verlieren. Wenn Ihrem Chef das später irgendwann klar wird, und sich solche Fälle häufen, wird er Sie (zu Recht) für ungeeignet halten und in Zukunft lieber jemand anderen zur Informationsbewertung heranziehen.

Das Angenehme bei der Anwendung der wissenschaftlichen Methode in der Informationsbewertung ist, dass Sie gar nicht so unendlich viel Ahnung vom Thema haben müssen, um die Information einschätzen zu können. Wenn Sie in der Methode sattelfest sind, wissen Sie, wie die Information strukturiert sein müsste. Wenn z.B. eine differenzierte Diskussion und Abwägung der Vor- und Nachteile, Chancen/Risiken … fehlt, wissen Sie, dass die Quelle der Information entweder jemand mit sehr wenig Ahnung und Durchblick ist – weil sie nicht daran gedacht hat – oder derjenige Sie manipulieren will.

In beiden Fällen wissen Sie dann, was Sie von der Information zu halten haben. Sie werden sie nur mit der Kneifzange anfassen und sehr genau überlegen, welche Teilinformationen für Sie überhaupt wertvoll sind.

Sie können z.B. auch an einer "holperigen" Gliederung auf einen Blick erkennen, dass der Autor entweder

  • ein Anfänger ist,
  • seine eigene Frage nicht richtig verstanden hat, oder
  • das Ganze mit heißer Nadel gestrickt worden ist.

In jedem Fall klingeln auch hier die Alarmglocken.

Wenn Sie aber selbst nie solche Texte so geschrieben haben, wie man sie tunlichst schreiben sollte, dann stehen die Chancen gut, dass Sie "Pfusch" nicht erkennen.

Warum müssen Sie die Technik wissenschaftliches Arbeiten üben?

Die Eigenschaften, die wissenschaftliches Arbeiten ausmachen, sind nicht sonderlich kompliziert und schwer zu verstehen. Das kann zu der Annahme verleiten, dass man die Technik schon dann beherrscht, wenn man das Konzept verstanden hat. Das ist nicht so!

Sie können in einer Viertelstunde lernen, wie man Klavier spielt.

Klingt das übertrieben? Kommt drauf an. Sie können in einer Viertelstunde verstehen, wie das Notensystem aufgebaut ist und welche Taste beim Klavier welcher Notenhöhe entspricht und welche Notenform welcher Tonlänge. Sie sollten dann das Konzept des Klavierspielens verstanden haben. Bedeutet das, dass Sie Klavierspielen können? Natürlich nicht. Mit einigem Herumgewürge bekommen Sie dann „Alle meine Entchen“ zusammen. Leider wird aber niemand erkennen, was Sie da gerade gespielt haben.

Selbst wenn Sie kein Konzertpianist werden wollen, sondern "nur" für den Hausgebrauch ein wenig spielen wollen, müssen Sie recht viel üben und spielen. Nur "kapiert haben" wie man theoretisch spielt, reicht nicht aus. Das Gleiche gilt für das wissenschaftliche Arbeiten. Die Grundidee haben Sie längst kapiert. Trotzdem machen Sie noch Fehler. Diese Arbeiten sind Übungsgelegenheiten und Möglichkeiten, Fehler zu machen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Diese Übungsgelegenheiten sind für alle Beteiligten mit Arbeit verbunden. Sie müssen irgendetwas abliefern und Ihr Betreuer muss Sie betreuen und Ihre Arbeit dann lesen und bewerten. Wenn Sie sowieso um die Arbeit nicht herumkommen, sollten Sie die Gelegenheit nutzen und versuchen, etwas dabei zu lernen. Wenn Sie das nicht tun, ist die Chance, dass Sie eine gute Arbeit abliefern, nicht sehr hoch. Niemand schreibt aus dem Stand und ohne Übung eine gute wissenschaftliche Arbeit. Diese Arbeit ist vielleicht später Ihre Visitenkarte bei Bewerbungen. Wenn die Visitenkarte nichts taugt, weiß ein potentieller Arbeitgeber, was er von Ihnen zu halten hat, denn in Ihrem ganzen Studium haben Sie nichts so sehr selbst in der Hand wie die Seminar- und Abschlussarbeiten, die Sie schreiben. Bei einer Klausur können Sie einen schlechten Tag gehabt, auf Lücke gelernt oder Prüfungsangst haben, usw. Für das Ergebnis der Seminar- und Abschlussarbeiten sind ausschließlich Sie verantwortlich. Sie wählen das Thema, Sie strukturieren und bearbeiten es.

Sie sollten das Übungsangebot auch nutzen, weil Sie Ihre Fehler im Studium noch relativ konsequenzlos machen können. Klar - eine miese Note ist nie schön - aber Sie können ohne größere Schmerzen daraus lernen. Wenn Sie die Übungsmöglichkeit nicht nutzen, irgend etwas abgeben, das weit unter Ihren Möglichkeiten liegt, lernen Sie wenig und machen dann die Fehler in Ihrem ersten Job, den Sie vielleicht dann nicht allzu lange haben bzw. in dem Sie schnell auf langweilige Posten abgeschoben werden, da Sie zweimal hintereinander anspruchsvollere Aufgaben vergeigt haben. Während Ihres Studiums bläst Ihnen Ihr Betreuer vielleicht gründlich den Marsch, aber das war es dann auch. Wenn Sie den Eindruck haben, er hält Sie für einen Idioten, schreiben Sie halt Ihre Abschlussarbeit bei einem anderen Betreuer.


letzte Änderung der Seite: April 15, 2008

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